Pfälzer in London
oder:
Wie gut, dass wir da kein Auto fahren müssen...
HÄ?! Was macht Ihr denn in London?! Ja, das ist schon so eine Geschichte. Relativ kurzfristig sind einige von uns auf die Insel geflogen. In einem Vorort von London, St. Albans (70.000 Einwohner) war Folklore-Festival und eine uns damals noch unbekannt Gruppe aus Bielefeld und Gütersloh hat durch Beziehungen bei uns nachgefragt, ob nicht jemand Zeit + Lust hätte mitzufliegen. Die Gruppe brauchte noch Verstärkung. Da haben wir halt nicht lange gefackelt. Was alles so passiert ist und wie England aussieht, seht selbst ....
05.07.2002 Morgens viel zu früh. Zwar relativ ausgeschlafen, aber nicht ganz fit sind wir am Airport in MG angekommen. "Boah, ist der riesig!" waren die ersten ironischen Kommentare über diesen "riesigen" Flughafen. Die Ängste, die anderen nicht zu treffen, waren unbegründet, denn es gibt nur einen Check-In. Nach großem Hallo übten wir das erste Mal des Tages. Vor etwa 8 anderen Fliegern und einigen Stewardessen legten wir eine flotte Sohle aufs Parkett. Danach zu Fuß in den Flieger, er stand ja nur 50 m entfernt, 60 Plätze wurden nicht ganz gefüllt. Nachdem dann im Flugzeug erst mal einige dumme Sprüche fielen, alle vorhandenen Knöpfe ausprobiert wurden, ging es darum, einen Mitflieger etwas zu beruhigen. Dieser schaffte es doch innerhalb kürzester Zeit es sich mit Karola zu verscherzen. "Mind. 48 Fauxpas!" Die beiden lernten sich während des Fluges richtig kennen und lieben …
Alles lief glatt, es gab leckeres Frühstück, vorher Bonbons zum Start und etwas zu trinken (was schon wieder für Fauxpas sorgte). Wir flogen so vor uns hin, bis die nette Tüte vor einem seine beste Freundin wurde. Durch das ständige, leichte Vibrieren wurde der Magen stärker in Bewegung gesetzt als angenommen. Es ging gut, aber die Magenprobleme blieben leider das ganze Wochenende.
Am Londoner City Flughafen lernten wir dann Peter & Co. kennen. Die ersten "Hello" und "How are you?" wurden getauscht. Wir fuhren danach nach Cambrigde, zur Universitätsstadt. Wir frühstückten auf die Schnelle in einer Art Cafe, ein Rastplatz zum Essen, Einkaufen und Entspannen. 1 Kakao und eine Schokobrötchen kosteten 3,15 Pfund (= 4,50 € = 9,00 DM). Happig, aber wir sind ja auch auf einer Insel! Wo soll man denn sonst Essen gehen, im Meer??? Danach umziehen, ins Auto und weiter in die Innenstadt.
Wir trafen uns mit der englischen Tanzgruppe, den Miscellany und begannen. Vor Henry`s Cafe Bar. Und zwar mit dem Freidige, dem Oberschlesischen Kegel, der Neuen Polka, dem Lanzer, dem Kreuz König, dem Gumbiner, dem Toppede Høne und der Sauerländer Quadrille Nr. 5.
Das Wetter war so, wie man sich das Engländer Wetter vorstellt: etwas bewölkt mit Nieselregen. Nicht die ganze Zeit, aber immer wieder. Wie man auf den Bildern sieht.
Der zweite Tanzplatz war vor einer Kirche, es regnete stärker, daher wurde diese Auftrittsrunde recht kurz gehalten. Danach ins Bankenviertel. Nicht nur in Deutschland gibt es zu viele davon, auch in England ist an jeder Ecke Barclays, HSBC oder andere.
Die Tänze klappten so gut, als wenn wir als eine Gruppe schon ewig zusammen getanzt hätten. Die Stimmung war super. Die Musiker der Miscellany spielten bei uns mit und Julian zur Unterstützung bei denen. Viele Zuschauer blieben stehen, applaudierten uns und fotografierten. Es waren auch ein paar deutsche Schulklassen in Cambrigde unterwegs. Und viele Koreaner und Japaner!! Kaum ist die Fußball-WM zu Ende, verlassen Sie das Land und sind unterwegs in Europa! Es wurden sehr viele Einzelfotos mit unseren Trachten gemacht, ich glaube, Fotos über uns hängen jetzt in jedem 5. Jugendzimmer in Asien.
Der kleine Hunger kam; auf zu "The Archor", es gab Plumanns Lunch. Dies ist roter, blauer oder gelber Käse bzw. Fisch mit Gemüse und Salat sowie Brötchen. Wieder sitzen, welch Wohltat für die Füße nach den ganzen Tänzen. Wir aßen und tranken und sangen.
!!!!!!!!!! SUPER-GEMÜTLICH !!!!!!!!!!
Darauf folgend besuchten wir eine Universität. Wer Harry Potter gesehen hat, hätte sich direkt heimisch gefühlt. Hohe Bauten, große Räume, ein riesiger Park mit riesigen Bäumen. Beeindruckend und sehr interessant.
Das Punten folgte. Punten ist Bootfahren mit einem kräftigen Punter auf dem letzten Bootsstück. Wie Ihr auf den Bildern erkennen könnt. Es sieht recht easy aus, aber man braucht starke Arme. Kücky hat diese. Nachdem der Bootführer seines Bootes etwas schwächelte, tauschte er seinen Platz und balancierte über das Boot und trieb es mit seiner Kraft an. Nach einigen Zusammenstößen, viel Wackeln, Wasser und Stoßgebeten sind nach den Fahrten wieder alle 5 Boote mit Insassen trocken an Land gekommen. Auch auf dem Rückweg wurden wieder viele Fotos von asiatischer Seite von uns gemacht.
Wie Ihr jetzt sehen könnt, sind Parkplätze auch in Cambrigde Mangelware und die Einwohner und Besucher sind recht erfinderisch geworden im Abstellen des Fortbewegungsmittels.
Danach fuhren wir in die Familien und packten erstmals unsere Koffer aus. Um uns dann für abends zu einem gemeinsamen Treffen mit Essen fertig zu machen.
Es gab Kartoffeln + Bohnen + Fleisch, die feierlich serviert wurden, und danach Gemeinschaftstänze. Wir hatten sehr viel Spaß, tranken ein Gläschen Bier und Wein und (deutschen) Schnaps.
Dieser Abend ging nach 24.00 Uhr sehr zügig zuende, da am nächsten Morgen antreten zum Umzug auf dem Programm stand.
Dieser erste Tag in St. Albans war vollgepackt mit vielen neuen und interessanten Eindrücken, die man alle gar nicht so in Schriftform rüberbringen kann. Ich hoffe, die Bilder schaffen etwas Atmosphäre zu schaffen. In Neugierde auf den nächsten Tag schliefen wir dann alle schnell ein ...
Am Samstag Vormittag trafen wir uns auf dem Parkdeck einer Tiefgarage zum Sammeln für den Umzug. Es gab vielen bunte Gruppen, Blickfang für unsere Weiblichkeiten waren die Handwerker aus Worms. OBEN OHNE! Aber alles nur Jungs von 16 - 19. Noch nicht mal ein Härchen auf der Brust! Aber zumindest etwas zum Gucken.
Sehr viele Akkordeonspieler waren bei den Gruppen, dazu Gitarristen und Flötenspieler. Vereinzelte Trommler ergänzten den Reigen. Wie den Bildern zu entnehmen ist, gab alles ein farbenfrohes Bild ab. Und so zogen wir durch die Innenstadt, Laufstrecke 1 - 2 km mit vielen Tanzeinlagen (dem Freidige und der Neuen Polka) und vielen an uns vorbei fahrenden Bussen. Am großen Sammelplatz zeigten alle Gruppen in 6 min, was sie drauf hatten. Aufgrund der Gruppenmenge eine sehr knapp bemessene Zeit.
Die Gruppentänze waren auch sehr verschieden, wie man erkennen kann. Stocktänze, Gemeinschaftstänze, Schwerttänze, der Leder-Tanz, mit Holzschuhen etc. Das schöne dabei war, dass Musiker, die die anderen Melodien kannten, mit einstimmten und das aus anfänglich 3 Musikern am Ende des Tanzes auch sehr schnell mal 10 wurden. Die Zuschauer waren begeistert und eine Welle von Sympathien schlugen uns entgegen. Es folgte eine Stärkung in einem Pub, bevor es in den Park ging. An einem Ententeich war auch schon wieder Programm geplant. Wir hatten 3 Auftritte, und es wurde hier mit 4 Gruppen circa eine Stunde Programm gestaltet. Da einige Musiker ausfielen, halfen wir tatkräftig beim Musizieren mit.
Jetzt war erst mal Picknick angesagt. Der größte Baum wurde auserkoren, Decken ausgebreitet und Essen ausgepackt. Es gab Obst, belegte Brote, Süßigkeiten, Sprudel und Bier. Eine richtig schöne Klönerei wurde dies, und alles auf Englisch. Sprachliche Probleme gab es sowieso fast gar nicht. Mit Schulenglisch kam man schon sehr weit und manche konnten ein paar Brocken Deutsch.
Nach dem Schmaus und einer Ruhephase hat sich die Gruppe geteilt, die einen gingen zu einer antiken Mauer. Dieser aus der Römerzeit bestehende Rest diente zum Teil zum Bau der Kirche, die von den anderen besucht wurde. Ja, die Kirche. Ein Teil war abgesperrt, da Roman Atkinson (=Mr. Bean) einen Film dort dreht. Vom anderen Teil sahen wir zuerst den Souvenirshop, das Cafe und dann den "kirchlichen" Teil. Nach diesem Besuch trafen wir uns in der Stadt wieder, da noch ein Auftritt ausstand. Aber dies war für heute Nachmittag der letzte offizielle Auftritt. Wir fuhren heim und ruhten etwas. Nachdem Essen aber fing fast schon die Abendveranstaltung an: GROSSER SQUARE-DANCE-EVENING in der Arena.
Jedermann/frau konnte kommen und an diesem Abend mittanzen. Mit einer 6-Mann-Band, die richtig einheizte. Hier war Tempo angesagt!! Der Caller rief über das Mikro, wie zu tanzen ist und die Band gab richtig Gas. Schon nach dem ersten Tanz rannte der Schweiß in Strömen . Und es blieb nicht bei einem. Denn der große Auftritt kam noch: vor der gut gefüllten Halle zeigten wir den Freilinger, die ..... Ihr wisst schon. TOSENDER APPLAUS! Den hatten wir uns aber auch verdient. Der Schweiß lief einfach und nach unserer Vorführung hätten wir direkt duschen gehen können. Wir waren richtig durchnässt.
Nachher kam es auch zum Small-Talk mit den Jungs aus Leder, nein Worms, die über die Schule da waren. Aber wie vieles, war auch dieser Abend zu schnell zu Ende. Es war 23.00 Uhr, Sperrstunde, und die Theke schloss. Trockene Baustelle. So konnten wir uns mental länger auf die Löwen einstellen, die am nächsten Tag unser Thema waren. Zusam-men mit den Nashörnern, Giraffen, Tigern und weiteren lieben Tieren. Denn wir besuchten den Woodburn Safari Park. Und sahen Ihn: der mit dem Wolf tanzt. Nein, den nicht, aber einen Pfau auf einem Baum. Er war unser höchster Gast. Auch an diesem Morgen regnete es etwas, der Regen wollte zwar, konnte aber nicht richtig. Die Gäste des Parks waren erstaunt, uns zu sehen, es blieben sehr viele stehen und staunten über unsere Vorführungen: dem Freilinger, der .... (wie ihr wisst) Durch das Abwechseln zwischen Miscellany, uns und den Damen der Holzschuhgruppe war es von Abwechslung kaum zu überbieten. Einige kleine Kinder bildeten neben uns weitere Kreise und tanzten direkt mit. Auch hier wurden viele Bilder von uns geschossen. Wir standen gerne Pate.
Krönender Abschluss dieses Sonntag Nachmittages war ein erneutes Picknick mit allen unter dem Abdach des Restaurants des Parks. Dazu sangen wir einige Lieder (wie waren nochmals die Strophen von My Bonnie?) und es wurden noch einige Ab-schiedsreden gehalten. Danach schnur-stracks zum Flieger. Die Verabschiedung dauerte noch etwas länger als geplant und nicht wenige Gesichter sahen traurig aus. Noch schnell e-Mail-Adressen getauscht, die letzten Küsschen gegeben und die Autos mussten fahren. Natürlich links.
Es ist etwas ungewohnt für unsererseits, auf der anderen Beifahrerseite zu sitzen und "völlig verkehrt" in den Kreisverkehr zu fahren. Nach einem tiefen Atemzug ging selbst dieses. Auf dem Rückflug nahmen wir noch eine ältere Dame mit in unserer Kette auf. Die war total happy, als wir in MG wieder glücklich gelandet sind. Es war ihr erster Flug alleine, sie hatte Ihre Tochter besucht. Ansonsten wurden wir zum zweiten Male an diesem Tag sehr traurig, als wir uns von unseren Freunden aus Bie + Gü trennen mussten. Wir haben an diesem Wochenende super zusammengepasst, als wenn wir uns schon ewig kennen würden. Eine Paddeltour als Nachtreffen ist schnell geplant und schon vorgenommen worden.
Ansonsten sei noch gesagt, dass es ein Super-Wochenende war, sehr interessant England + London kennenzulernen, einige "Vorurteile" wurden widerlegt, manche bestätigt (Nieselwetter), Bräuche hervorgehoben (Picknick und Lieder singen). Wir haben uns gefreut, mitgenommen worden zu sein von unseren Freunden aus Bielefeld und Gütersloh und werden diese 3 aufregenden Tage nie vergessen.